Psychologie
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Einführung in das Fach der Psychologie

Teildisziplinen der Psychologie oder: Was ist was?

Beschreibung der behandelten Themenbereiche.

 

Was ist Psychologie?

Wenn man Menschen fragt, was Psychologie für sie ist, dann fallen oft solche Aussagen wie z.B. “Lehre von der Seele”, “Lebenshilfe”, “Psychoanalyse”, “Lehre vom Unbewußten”, “beschäftigt sich mit der Tiefe des menschlichen Geistes” und “versucht Menschen zu verstehen”. Wenn man weiter fragt, wie die Psychologie ihre Ziele versucht zu erreichen, dann hört man häufig: “mit Gesprächen”, “indem Leute ihre Träume erzählen”, “Menschen sollen frei assoziieren”, “mit Einfühlungsvermögen”.

Allerdings hat und hatte die an den Universitäten betriebene und gelehrte Psychologie wenig bis nichts mit diesen Vorstellungen zu tun. Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, die Methoden wie das Experiment, Tests (z.B. Intelligenztests), Fragebögen (z.B. Persönlichkeitsfragebögen), auch das Interview sowie Verfahren der Medizin und Physiologie (z.B. das EEG oder die Kernspintomographie) einsetzt, um menschliches Verhalten und Erleben zu beschreiben, vorherzusagen und zu erklären. Die mit diesen Verfahren gewonnenen Daten werden mit Hilfe statistischer Methoden unterschiedlichen Komplexitätsgrades im Idealfall zur Überprüfung vorher aufgestellter Vermutungen (Hypothesen) über den Zusammenhang von menschlichen Verhaltens- und Erlebensweisen auf der einen Seite und Bedingungsfaktoren in Form von Umwelt- oder körperlichen Variablen ausgewertet. Obwohl es in der Geschichte der Psychologie immer wieder neue Definitionsversuche des Faches gab, in die auch die Aspekte des Alltagsverständnis von Psychologie hineinspielten, kann man diese Definition der Psychologie als heute am gebräuchlichsten ansehen.

Die Psychologie sucht - wie andere Wissenschaften - nach den Prinzipien und Regeln, denen menschliches Verhalten folgt. Diese Regeln sollen für das Verhalten aller Menschen (siehe Allgemeine Psychologie) oder Gruppen von Menschen gelten (siehe Differentielle Psychologie). Jeder Mensch ist zwar einzigartig, aber Menschen ähneln sich auch in nicht zu unterschätzender Weise. Wenn das nicht so wäre, dann wüßte niemand, wie er sich im allgemeinen angemessen verhalten sollte. Menschen wissen aber, welche Verhaltensweisen in der Regel und in Klassen von Situationen angemessen und unangemessen sind (z.B. beim Restaurantbesuch, im Rockkonzert, in der Schule). Solche Regelmäßigkeiten versucht die Psychologie zu beschreiben und zu erklären. Dazu stellt sie Modelle auf, die vereinfachte Abbilder der tatsächlichen Begebenheiten sind. Sie liefern Erkenntnisse über die Bedingungen, denen Verhalten und Erleben im allgemeinen unterliegt, indem sie Zusammenhänge pointiert und befreit von Besonderheiten darstellen. Vollständige Beschreibungen, die alle Sonderfälle berücksichtigen, wären dagegen wenig nützlich, weil sie den Blick vom Wesentlichen und vom Gemeinsamen ablenken. Da die Psychologie nach allgemeingültigen Regeln sucht, macht es keinen Sinn, ihr vorzuwerfen - wie es manche tun -, daß sie den Einzelfall vernachlässigt oder der Einzigartigkeit von Menschen nicht gerecht wird. Allgemeingültige Regeln gelten auch für den Einzelfall.

Neben allgemeingültigen Regeln müssen auch situationale und persönlichkeitsbedingte Besonderheiten berücksichtigt werden, wenn psychologische Erkenntnisse auf den Einzelfall anwendet werden. Die Anwendung stellt jedoch keinen Untersuchungsgegenstand der psychologischen Wissenschaft dar. Das ist Aufgabe von Anwendungsfächern wie z.B. der Psychotherapie. Psychologie ist weder mit Psychotherapie im allgemeinen oder einer bestimmten Art von Psychotherapie identisch noch sind alle Arten von Psychotherapie aus der Psychologie entstanden. Im Gegenteil ist die Verhaltenstherapie die einzige Psychotherapieschule, die sich Erkenntnisse und Methoden der Psychologie zu nutze macht. Im besonderen stellt die Psychoanalyse kein psychologisches Fach dar, sondern nimmt - um Städtler (2000) zu zitieren - nur eine Sonder- und  Randposition ein. Die Art der Erkenntnisse und die Art, wie die Psychoanalyse zu ihren Erkenntnissen kommt, trennt sie scharf von der Psychologie ab. Aus diesem Grund sieht die Psychologie den Wiener Arzt Sigmund Freud, den Begründer der Psychoanalyse, nicht als einen ihrer führenden Vertreter an.

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Teildisziplinen der Psychologie oder: Was ist was?

Wie viele Wissenschaften gliedert sich die Psychologie in mehrere Teildisziplinen auf, die sich durch ihre eigene Geschichte, Forschungstraditionen und Perspektiven auf menschliches Verhalten und Erleben unterscheiden. Dennoch einigt sie die Akzeptanz sowie Betonung einer gemeinsamen empirisch-objektiven Forschungsmethodik, mit deren Hilfe verläßliche Erkenntnisse gesammelt werden sollen. Da die Vielfalt der Namen, Perspektiven und Begrifflichkeiten den Einstieg in die Psychologie erschweren und es bei Außenstehenden deshalb nicht selten zu Mißverständnissen kommt, werden an dieser Stelle die wichtigsten Teilgebiete der Psychologie kurz vorgestellt:

Allgemeine Psychologie: Die Allgemeine Psychologie sucht nach Gesetzen und Regeln, denen Erleben und Verhalten aller Menschen folgt. Ihre Themengebiete sind: Wahrnehmung, Kognition (u.a. Denken), Lernen, Gedächtnis, Motivation, Emotion, Bewegung und Handlungssteuerung.

Differentielle Psychologie: Sie erforscht die individuellen psychologischen Unterschiede in Verhalten und Erleben, die zusammen das Konzept der Persönlichkeit bilden, und versucht anhand ihrer Ergebnisse die Gesetze der Allgemeinen Psychologie zu differenzieren. Traditionelle Themen der Differentiellen Psychologie sind: Intelligenz, Kreativität, Persönlichkeitszüge (Traits; z.B. Extraversion - Introversion, Neurotizismus), Ängstlichkeit, Aggressivität, Kontrollüberzeugungen, Belohnungsaufschub.

Entwicklungspsychologie: Die Aufgabe der Entwicklungspsychologie ist die Untersuchung, auf welche Weise biologische und Umweltfaktoren die Entwicklung menschlichen Verhaltens und Erlebens über das Lebensalter hinweg beeinflussen. Dabei greift sie die Themen der Allgemeinen und Differentiellen Psychologie auf und verfolgt sie über die Lebensspanne.

Sozialpsychologie: Das Forschungsgebiet der Sozialpsychologie ist das Verhalten und Erleben des Menschen in seiner zwischenmenschlichen Umwelt. Traditionellerweise bestehen zwei große Forschungsrichtungen: Zum einen handelt es sich um das Studium allgemeinpsychologischer Themen im sozialen Kontext, wie es z.B. bei der Untersuchung der sozialen Wahrnehmung, der sozialen Kognition und der sozialen Einstellung der Fall ist. Zum anderen ist es die Forschung zum Verhalten und Erleben des Menschen in Gruppen, z.B. im Fall von Intergruppenkonflikten.

Biologische Psychologie / Physiologische Psychologie: Die Biologische Psychologie erforscht menschliches Verhalten und Erleben auf der Basis ihrer biologischen Grundlagen. Als Grundlagen werden dabei sowohl proximate Faktoren (z.B. Gene, Neurotransmitter, Hormone) als auch ultimate Faktoren (Evolution, natürliche Selektion) anerkannt. Daher versteht sich die Biologische Psychologie als interdisziplinäre Forschungsrichtung, in der psychologische (Allgemeine Psychologie, Differentielle Psychologie, Entwicklungspsychologie) und biologische und medizinische Teildisziplinen (Physiologie, Ethologie, Verhaltensökologie, Soziobiologie) integriert werden. Der Integrationscharakter kommt in dem Trend zum Ausdruck, die Forschungsrichtungen, die menschliches Verhalten und Erleben anhand ihrer biologischen Grundlagen erklären wollen, unter dem Oberbegriff “Neurowissenschaften” zusammenzufassen.

Psychologische Methodenlehre: Das Teilgebiet der Psychologie, in der Bedingungen untersucht und Verfahren entwickelt werden, mit deren Hilfe psychologische Forschungsfragen so untersucht werden können, daß objektive, zuverlässige und gültige Schlußfolgerungen aus Forschungsstudien gezogen werden können.

Angewandte Psychologie: Der Begriff “Angewandte Psychologie” steht für eine Reihe von Teildisziplinen der Psychologie, in denen Erkenntnisse aus den Grundlagenfächern Allgemeine, Differentielle, Entwicklungs-, Sozial- und Biologische Psychologie auf die klassischen Berufsfelder von Psychologen angewendet werden. Darunter fallen:

Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, die sich mit menschlichem Verhalten und Erleben im Kontext von Arbeit und in Wirtschaftsunternehmen sowie Organisationen beschäftigt;

Marktpsychologie, die das Verhalten und Erleben des Menschen als Teilnehmer des Marktes (im wirtschaftswissenschaftlichen Sinn) erforscht;

Klinische Psychologie, in der pathologisches menschliches Verhalten und Erleben auf seine Ursachen hin untersucht wird;

Pädagogische Psychologie, die menschliches Verhalten und Erleben im Kontext von Erziehung, Schule und Bildung erforscht;

Psychologische Diagnostik, in der die Bedingungen untersucht und herausgearbeitet werden, unter denen die individuellen Unterschiede im Verhalten und Erleben erkannt werden können;

Kleinere Anwendungsfächer der Psychologie sind forensische Psychologie, Rechtspsychologie, Verkehrspsychologie, Wehrpsychologie, Sportpsychologie, Ernährungspsychologie, Gesundheitspsychologie und Umweltpsychologie.

Neben diesen Teildisziplinen der Psychologie gibt es eine Reihe von Fächern und Forschungsrichtungen, die nicht zur Psychologie gehören, aber in der Öffentlichkeit häufig mit ihr verwechselt werden:

Psychiatrie: Teilgebiet der Medizin, das die Diagnose und Behandlung psychischer Störung zur Aufgabe hat.

Psychopathologie: Teilgebiet der Medizin, in dem die Ursachen psychischer Störungen erforscht werden.

Psychosomatik: Teilgebiet der Medizin, in der die Ursachen, die Erkennung und die Behandlung derjenigen Krankheiten erforscht werden, die sowohl durch körperliche als auch durch psychische Faktoren maßgeblich beeinflußt werden.

Psychotherapie: sowohl Teilgebiet der Medizin als auch Sammelbegriff für Verfahren, die ohne körperliche Eingriffe versuchen, psychische Störungen zu behandeln. Dazu gehören u.a. die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie und die Gesprächspsychotherapie.

Psychoanalyse: Ursprünglich auf den Wiener Nervenarzt Sigmund Freud zurückzuführende Lehre über das menschliche “Seelenleben”, welche die Grundlage für ein gleichnamiges Psychotherapieverfahren bildet. Gerade Außenstehende verwechseln die Psychoanalyse aufgrund häufiger irrtümlicher Berichterstattung und populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen mit der Psychologie. Beide haben sich jedoch in ihrer Geschichte weitgehend unabhängig voneinander entwickelt und pflegen sehr unterschiedliche Forschungstraditionen und Blickwinkel auf menschliches Verhalten und Erleben. Der Status der Psychoanalyse als Wissenschaft ist sehr umstritten.

Tiefenpsychologie: Sammelbegriff für alle Theorien und Lehren, die ein hypothetisches Konstrukt wie das psychoanalytische Unbewußte annehmen. Zur Tiefenpsychologie im engeren Sinn gehören die Psychoanalyse und ihre Modifikationen.

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Behandelte Themenbereiche

Über folgende Themengebiete finden Sie auf den folgenden Seiten wichtige Informationen sowie Links zu externen Webseiten:

Geschichte der Psychologie: eine kurze Einführung in die Psychologie-Geschichte.

Behaviorismus: Diese Seiten sind einem der wichtigsten Paradigmen der Psychologie gewidmet, das keineswegs homogen ist, sondern sich in mehrere Teilströmungen gliedert, die näher beleuchtet werden.

Persönlichkeit: Auf diesen Seiten sind einführende Informationen zur Persönlichkeitsforschung und einigen ausgewählten Teilgebieten zusammengestellt. So finden Sie Informationen über Gesamtsysteme der Persönlichkeit (Eysencks Persönlichkeitstheorie, die Großen Fünf) und über Intelligenz (Intelligenzdefinition, Intelligenztheorien, Intelligenztests, Intelligenzquotient, Erblichkeit der Intelligenz).

Testtheorie: eine kleine Einführung in den Bereich psychologischer Tests und in einige Grundprinzipien der Klassischen Testtheorie und Probabilistischen Testtheorie.

Psychische Störungen: Obwohl sich die Psychologie nicht hauptsächlich mit psychisch gestörtem Verhalten beschäftigt, sondern im Gegenteil v.a. das nicht gestörte Verhalten untersucht, haben Psychologen auch zu Erkenntnissen auf dem Gebiet der psychischen Störungen beigetragen, das eigentlich die Domäne der medizinischen Disziplin der Psychiatrie ist.

Sie können sich über Schizophrenie, Manie, Depression, Zwang, Phobien, Panikstörung, die Posttraumatische Belastungsstörung, Somatoforme Störungen (u.a. Hysterie, Hypochondrie) und Persönlichkeitsstörungen wie z.B. Borderline, deren Symptome, Verlauf, Behandlung und vermutete Ursachen informieren.

Literaturempfehlungen: Hier finden Sie eine beträchtliche Anzahl von Buchempfehlungen zur Psychologie und ihren Teilgebieten. Jedes dieser Bücher ist uneingeschränkt empfehlenswert für jeden, der sich  in die Materie der Psychologie vertiefen möchte. Die meisten dieser Bücher besitzen wir selbst!

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