Psychische Störungen
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Übersicht

Zum Begriff psychische Störung

Klassifikation psychischer Störungen

Heilung und Remission

Darstellung einzelner Störungsbilder

 

Zum Begriff psychische Störung

Der Begriff der psychischen Störung hat heute in der Psychiatrie, der klinischen Psychologie und der Psychotherapie die älteren Begriffe der psychischen Krankheit oder psychischen Erkrankung abgelöst, auch wenn sie heute noch hin und wieder verwendet werden. Der Begriff psychische Störung wird vielfach als wertneutraler angesehen als die älteren Begriffe und berücksichtigt stärker, daß noch kein ausreichendes Wissen über die Ursachen und ihre Beseitigung besteht.

Wie es in den Wissenschaften oft der Fall ist (siehe z.B. Intelligenz), existiert keine einheitliche Definition des Begriffes psychische Störung, da sich psychische Auffälligkeiten wie andere Störungsbilder auch durch eine Vielzahl von Merkmalen auszeichnen und es daher schwerfällt, die für die psychischen Störungen charakteristischen Merkmale von vornherein festzulegen. Manche Definitionsversuche sind daher sehr umfangreich in ihrem Bemühen, möglichst vielen Aspekten Rechnung zu tragen. Im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen DSM der American Psychiatric Association (APA) wird beispielsweise folgende Definition verwendet:

    In DSM-IV wird jede psychische Störung als ein klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom oder Muster aufgefaßt, das bei einer Person auftritt und das mit momentanem Leiden (z.B. einem schmerzhaften Symptom) oder einer Beeinträchtigung (z.B. Einschränkung in einem oder in mehreren wichtigen Funktionsbereichen) oder mit einem stark erhöhten Risiko einhergeht, zu sterben, Schmerz, Beeinträchtigung oder einen tiefgreifenden Verlust an Freiheit zu erleiden. Zusätzlich darf dieses Syndrom oder Muster nicht nur eine verständliche und kulturell sanktionierte Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis sein, wie z.B. den Tod eines geliebten Menschen. Unabhängig von dem ursprünglichen Auslöser muß gegenwärtig eine verhaltensmäßige, psychische oder biologische Funktionsstörung bei der Person zu beobachten sein. Weder normabweichendes Verhalten (z.B. politischer, religiöser oder sexueller Art) noch Konflikte des Einzelnen mit der Gesellschaft sind psychische Störungen, solange die Abweichung oder der Konflikt kein Symptom einer oben beschriebenen Funktionsstörung bei der betroffenen Person darstellt (DSM-IV-TR, deutsche Ausgabe S. 979).

Diese sehr umfangreiche Definition charakterisiert psychische Störungen als klinisch bedeutsame Verhaltens- und Erlebensmuster, die durch

  • Störungen von psychischen, biologischen oder Verhaltensfunktionen bedingt sind (z.B. eine Störung der Stimmungsregulation (psychische Funktion) wie z.B. bei der Depression) und
  • aktuell bei einer Person zu beobachten sind und
  • zu Leiden (z.B. Schmerz) oder
  • zu Beeinträchtigungen und Freiheitsverlust führen (z.B. der Freiheit, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder einem Beruf nachzugehen) oder
  • die das stark erhöhte Risiko mit sich bringen, daß die Person Leiden oder Beeinträchtigungen und Freiheitsverlust erfährt.

Als psychische Störung wird nicht angesehen, wenn Verhalten und Erleben zu Leiden oder Beeinträchtigungen oder zu einem stark erhöhten Risiko, Leiden oder Beeinträchtigungen und Freiheitsverlust zu erfahren, führen und

  • aus der Kultur der Person erklärbar sind (z.B. Trauer nach dem Tod eines nahestehenden Angehörigen) oder
  • lediglich auf Konflikte der Person mit gesellschaftlichen Normen und Anforderungen zurückzuführen sind (z.B. Angehörigkeit zu einer in einem Staat verbotenen politischen Organisation).

Beispielsweise wird heute Homosexualität nicht als psychische Störung angesehen, weil mögliches Leiden und mögliche Beeinträchtigungen von homosexuellen Menschen in manchen Gesellschaften auf Diskriminierung zurückgehen und bei Abbau der Diskriminierungen verschwinden. Dagegen wird bei schizophrenen Menschen davon ausgegangen, daß diese Menschen Funktionsstörungen aufweisen, die unabhängig von gesellschaftlichen Diskriminierungen zu Leiden und Beeinträchtigungen führen.

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Klassifikation psychischer Störungen

Die Beschreibung der psychischen Störungen und ihrer Symptome ist traditionell der Gegenstand der Psychopathologie, einer psychiatrischen Unterdisziplin. Noch bis vor 20 bis 30 Jahren stellte die Psychopathologie allerdings keine allgemein anerkannten Beschreibungen einzelner Störungsbilder bereit. Vielmehr existierten viele verschiedene Auffassungen darüber, welche Verhaltens- und Erlebensmuster beispielsweise eine Schizophrenie oder eine Depression darstellen. Daraus resultierten zahlreiche Nachteile wie z.B. eine mangelhafte Übereinstimmung von Psychiatern, ob bei einer Person eine psychische Störung vorliegt und welches es genau ist. So konnten zwei Psychiater zu sehr unterschiedlichen Diagnosen gelangen, die jede für sich durch die psychopathologische Forschung gestützt werden konnten. Die Weltgesundheitsorganisation und die American Psychiatric Association haben sich auch vor diesem Hintergrund bemüht, die Beschreibung einzelner Störungsbilder zu vereinheitlichen. Aus diesen Bemühungen entstanden die beiden großen, heute weltweit genutzten Klassikationssysteme, in denen einzelne psychische Störungen anhand von Kriterien definiert und näher beschrieben werden.

  1. Die ICD-10 (“International Classification of Diseases” 10. Revision von 1993) der Weltgesundheitsorganisation WHO ist ein Klassifikationssystem aller medizinischen Krankheiten und Störungen. Die psychischen Störungen sind in Kapitel V (F) zu finden. In Deutschland ist dieses System seit 1998 rechtlich weitgehend verbindlich. Mehr Informationen zur ICD-10 erhalten Sie hier.
  2. Das DSM-IV (“Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders”, 4. Revision, 1994, deutsch 1996; Textrevision DSM-IV-TR 2000, deutsch 2003) wurde von der American Psychiatric Association herausgebracht und enthält Beschreibungen, statistische Angaben und Kriterien für 395 Störungen. Aufgrund seiner genaueren Definitionen der einzelnen Störungen wird dieses System im Psychologie-Studium an den deutschen Universitäten der ICD vorgezogen.

Die beiden Klassifikationssysteme stellen den während ihrer Entwicklung aktuellen Stand der psychiatrischen und klinisch-psychologischen Forschung dar. Ihre Definitionen und Beschreibungen sind Ergebnis eines Konsens zwischen den führenden Experten auf dem Gebiet der Psychiatrie und Psychotherapie. Dies bedeutet, daß die Störungskategorien wie z.B. “Schizophrenie” oder “Depression” von Menschen konstruiert und auch wieder geändert werden können, so daß Störungskategorien durch Konsens unter den Experten entstehen und wieder verschwinden können. Daraus folgt aber nicht, daß die den Störungskategorien zugeordneten Verhaltens- und Erlebensmuster von Menschen willkürlich geschaffen sind. Vielmehr kann man davon ausgehen, daß die Verhaltens- und Erlebensmuster unabhängig davon, daß sie z.B. als Depression oder Schizophrenie klassifiziert werden, existieren und zu Leiden, Beeinträchtigungen und Freiheitsverlust führen

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Heilung und Remission

Die meisten psychischen Störungen sind nicht heilbar. Heilung setzt voraus, daß durch Behandlung die Ursache der Störung beseitigt wird. Eine Beseitigung kann zur Folge haben, daß der Gesundheitszustand, wie er vor dem Ausbruch der Erkrankung bestand,  wiederhergestellt wird (restitutio ad integrum). In anderen Fällen können noch organische Schäden vorhanden sind, deren Ursache aber beseitigt ist (Defektheilung). Die Beseitigung der Ursachen ist bei den meisten psychischen Störungen nicht möglich ist, weil die Ursachen für viele Störungen bis heute in keinem ausreichendem Maß bekannt sind. Ein anderer Grund ist, daß die Therapien die (vermuteten) Ursachen nicht beseitigen können. Die Situation, keine Heilung erzielen zu können, ist nicht auf das Gebiet psychischer Störungen begrenzt. Auch bei vielen nicht-psychischen Störungen ist Heilung nicht erreichbar (z.B. Diabetes mellitus; M. Parkinson; Migräne).

Die meisten psychischen Störungen sind aber therapierbar. Durch Therapie ist bei vielen psychischen Störungen eine Verminderung der Symptome bis zur "scheinbaren Heilung" möglich. Das nennt man dann nicht Heilung, sondern Remission: Man spricht von  Vollremission, wenn keine Symptome mehr nachweisbar sind und sich der Patient gesund fühlt. Man spricht von Teilremission, wenn der Gesundheitszustand wesentlich gebessert ist, aber trotzdem noch Symptome vorhanden sind.

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Darstellung einzelner Störungsbilder

Auf den folgenden Seiten können Sie sich über einzelne Störungen, ihre Symptome, ihren Verlauf, ihre vermuteten Ursachen und Therapieansätze informieren, wobei die Angaben aus den beiden Klassifikationssystemen sowie aktueller Literatur (Lehrbücher der Psychiatrie und klinischen Psychologie sowie Zeitschriftenartikeln in wissenschaftlichen Fachzeitschriften) entnommen wurden:

  1. Organische psychische Störungen : Demenz, organische amnestische Störung, Delir, organische psychische Störungen 2. Ranges
  2. Schizophrenie
  3. Affektive Störungen: Manie, Depression
  4. Zwangsstörung
  5. Angststörungen: Panikstörung, Agoraphobien, Spezifische Phobien, Soziale Phobie, Generalisierte Angststörung, Posttraumatische Belastungsstörung.
  6. Somatoforme Störungen: Somatisierungsstörung, Schmerzstörung, Hysterie, Hypochondrie, Körperdysmorphe Störung
  7. Persönlichkeitsstörungen: Einführung in die Thematik sowie Borderline Persönlichkeitsstörung
  8. Dissoziative Störungen: Dissoziative Amnesie, Dissoziative Fugue, Dissoziative Identitätsstörung (Multiple Persönlichkeitsstörung), Depersonalisationsstörung

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