Depression
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Übersicht Depression

Symptome

Häufigkeit

Verlauf, Dauer und Schweregrad

Depression im Verbund mit anderen Krankheiten

Dysthyme Störung

Typen von Depressionen

vermutete Ursachen

Therapie

Ratgeber für Patienten und Angehörige

 

Wenn man von “Depression” spricht sollte man zwei Bedeutungen unterscheiden. Zum einen versteht man unter diesem Begriff im Alltagssinn gewöhnlich ein Stimmungstief, in dem man sich z.B. Sorgen über eine schwierige Situation macht oder Trauer empfindet. Man sagt, man sei deprimiert. Wenn dagegen der Psychiater oder Psychologe von "Depression" spricht, dann meint er eine psychische Störung (sogenannte Major Depression), die ebenfalls die Stimmung betrifft, aber schwerer als ein vorübergehendes Stimmungstief ist.

Die Depression gehört zur Gruppe der Affektiven Störungen. Zu dieser Gruppe zählen u.a. auch die manisch-depressiven Erkrankungen und andere depressive Störungen (z.B. die Dysthyme Störung), bei denen das Bild einer Depression nicht vollständig vorhanden ist. Im ersten Abschnitt wird kurz vorgestellt, wie sich eine Depression äußert. Anschließend werden einige Informationen über Verlauf, Dauer und Schwere von Depressionen gegeben. Im dritten Abschnitt wird der Unterschied von Depression und Dysthymie erläutert.

Symptomatik der Major Depression

Bei einer klinisch relevanten Depression (Major Depression) treten mindestens 5 der folgenden Beschwerden für mindestens 2 Wochen auf, wobei mindestens eine der 2 ersten Beschwerden vorhanden sein muß (nach DSM-IV):

  1. Depressive Verstimmung an fast allen Tagen, für die meiste Zeit des Tages, vom Betroffenen selbst berichtet (z.B. fühlt sich traurig oder leer) oder von anderen beobachtet (z.B. erscheint den Tränen nahe).
  2. Deutlich vermindertes Interesse oder Freude an allen oder fast allen Aktivitäten, an fast allen Tagen, für die meiste Zeit des Tages (entweder nach subjektivem Ermessen oder von anderen beobachtet).
  3. Deutlicher Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme (mehr als 5% des Körpergewichts in einem Monat); oder verminderter oder gesteigerter Appetit an fast allen Tagen.
  4. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf an fast allen Tagen.
  5. Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung an fast allen Tagen (durch andere beobachtbar, nicht nur das subjektive Gefühl von Rastlosigkeit oder Verlangsamung).
  6. Müdigkeit oder Energieverlust an fast allen Tagen.
  7. Gefühle von Wertlosigkeit oder übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle (die auch wahnhaftes Ausmaß annehmen können) an fast allen Tagen (nicht nur Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle wegen des Krankseins).
  8. Verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren oder verringerte Entscheidungsfähigkeit an fast allen Tagen (entweder nach subjektivem Ermessen oder von anderen beobachtet).
  9. Wiederkehrende Gedanken an Tod (nicht nur Angst vor dem Sterben), wiederkehrende Suizidvorstellungen ohne genauen Plan, tatsächlicher Suizidversuch oder genaue Planung eines Suizids.

Depressive Symptome werden in Haupt- und Zusatzsymptome unterteilt:

Hauptsymptome

Zusatzsymptome

  • depressive Stimmung (Kriterium 1)
  • Interesseverlust, Freudlosigkeit (Kriterium 2)
  • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit (Kriterium 6)
  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit (Kriterium 8)
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen (Kriterium 7)
  • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit (Kriterium 7)
  • Suizidgedanken oder -handlungen (Kriterium 9)
  • Schlafstörungen (Kriterium 4)
  • Appetitstörungen und Gewichtsveränderungen (Kriterium 3)

Bei schweren Depressionen können zusätzlich auch psychotische Symptome vorkommen:

  • Wahngedanken, 
  • Halluzinationen,
  • depressiver Stupor (Bewegungslosigkeit).

Die Wahngedanken sind meistens synthym, d.h. sie passen inhaltlich zur Depression. So sind der Versündigungswahn und der Verarmungswahn typisch für wahnhafte Depressionen. Die Halluzinationen betreffen häufig das Hören anklagender Stimmen.

Wichtig für die Diagnose der Depression ist die klinische Relevanz der Symptome. Psychiater und Psychologen sprechen erst dann von einer klinisch relevanten Depression, wenn die oder der Betroffene unter den Beschwerden leidet und durch sie deutliche Schwierigkeiten im Beruf oder im Zusammenleben mit anderen Menschen hat.

Suizidalität

Ein besonderes Problem bei der Depression ist die Tendenz vieler Depressiver, sich selbst das Leben zu nehmen. Die Häufigkeit des Suizids beträgt bei mindestens einmal stationär behandelten Depressiven ca. 15% und bei allen Depressiven ca. 4%. Von allen Personen, die durch Suizid sterben, sind ca. 50% depressiv. Eine Verharmlosung der Depression stellt deshalb eine besondere Gefahr dar.

Das Risiko für einen Suizidversuch eines Depressiven steigt unter folgenden Bedingungen:

  • starke Angst,
  • anhaltende Schlaflosigkeit,
  • Unfähigkeit, Freude zu empfinden,
  • Hilf- und Hoffnungslosigkeit,
  • Impulsivität,
  • Substanzmißbrauch (z.B. Alkohol),
  • höheres Alter.
  • frühere Suizidversuche
  • Häufung von Suiziden und Suizidversuchen in der Familie des Depressiven.

Auf einen Suizidversuch, der nicht zum Tod führte, folgt innerhalb von 2 Jahren mit 15-35% Wahrscheinlichkeit ein weiterer Suizidversuch.

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Häufigkeit

Die Häufigkeit der Major Depression schwankt je nach Untersuchung relativ stark. Für einen bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) wird sie auf 2-7% geschätzt. Frauen sind häufiger als Männer betroffen: 5-9% für Frauen, 2-3% für Männer. Die Anzahl von Neuerkrankungen (Inzidenz) auf 100 Personen beträgt ungefähr 1-2 Personen. Über die Lebensspanne hinweg erkranken 7-18% aller Menschen einmal an einer Depression (Lebenszeitprävalenz ). Unter den Frauen beträgt dieser Anteil zwischen 10 und 25%, unter den Männern 5-12%.

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Verlauf, Dauer und Schwere der Major Depression

Depressionen verlaufen üblicherweise in Episoden, d.h. es gibt Zeitabschnitte, in denen die depressiven Symptome auftreten und nach denen sie wieder verschwinden, auch spontan und ohne Behandlung. Bei 5-10% der Betroffenen gibt es jedoch einen chronischen Verlauf (über mehrere Jahre) mit unwesentlicher Besserung.

Depressive Episoden beginnen

  • meistens langsam über Wochen oder Monate,
  • selten plötzlich über Nacht oder innerhalb einiger Tage.

Die meisten Episoden enden meistens mit einem vollständigen Verschwinden der Beschwerden (sogenannte Vollremission). Bei 20-30% der Betroffenen gehen zwar die typischen Symptome der Depression zurück, es bleiben aber uncharakteristische Beschwerden zurück:

  • verminderte Belastbarkeit
  • reduzierte Leistungsfähigkeit
  • vorschnelle Ermüdbarkeit und Erschöpfbarkeit
  • rasche Neigung zu depressiven Reaktionen oder leichteren depressiven Beschwerden, die immer wieder durch vollausgeprägte depressive Episoden unterbrochen werden können.

Die Dauer der einzelnen Episoden ist unterschiedlich und reicht von mindestens 2 Wochen (bei einer Dauer von weniger als 2 Wochen spricht man nicht von einer Major Depression) bis zu mehreren Jahren. Die meisten depressiven Episoden gehen innerhalb von 6 Monaten oder später zurück:

  • innerhalb von 6 Monaten: 40-50%,
  • innerhalb 1 Jahres: 25-30%
  • nach über 1 Jahr: 20-25%.

Jedoch beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß innerhalb von 5 Jahren nach einer Vollremission eine erneute depressive Episode (“Rückfall”) auftritt, ca. 60%.

Der Schweregrad der depressive Episoden kann sehr unterschiedlich ausfallen. Man unterscheidet drei Stufen, wobei auf der schwersten Stufe noch zwischen der Abwesenheit und der Anwesenheit von psychotischen Symptomen unterschieden wird:

  • leicht: zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
  • mittelgradig: zwei Hauptsymptome und drei bis vier Zusatzsymptome
  • schwer ohne psychotische Symptome: drei Hauptsymptome, mehr als vier Zusatzsymptome, keine psychotischen Symptome
  • schwer mit psychotischen Symptomen: drei Hauptsymptome, mehr als vier Zusatzsymptome, mit Wahn oder Halluzinationen

Zusätzlich kann die Schwere der Depression über die Intensität der Beschwerden, das empfundene Leiden und die Beeinträchtigung durch die Beschwerden in Beruf und im Zusammenleben mit anderen Menschen eingeschätzt werden. Manche Depressionen sind so schwer, daß die Menschen in ihren Bewegungen erstarren und von außen wie tot wirken (Katalepsie / depressiver Stupor bei der katatonen Depression).

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Depression im Verbund mit anderen Krankheiten

Depression tritt gewöhnlich mit anderen Krankheiten im Verbund auf. Die sogenannte Komorbidität beträgt 75-90%. Unter den psychischen Störungen treten mit Depression gehäuft gemeinsam auf:

  • Angststörungen (Phobien, soziale Ängste, Panikstörung, Generalisierte Angststörung)
  • Zwangsstörung
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Eßstörungen
  • Substanzmißbrauch und -abhängigkeit
  • sexuelle Störungen
  • somatoforme Störungen
  • Persönlichkeitsstörungen.

Neben den psychischen Störungen kommen auch organische Krankheiten gehäuft zusammen mit der Depression vor:

  • arteriosklerotische Herzerkrankungen und Folgen (Herzinfarkt)
  • vaskuläre Läsionen des Zentralnervensystems
  • Asthma bronchiale
  • Heuschnupfen
  • Ulcus pepticum
  • Diabetes mellitus
  • Infektionserkrankungen
  • Krebs.

Dabei ist unklar, ob sich die zusätzliche Störungen vor oder nach der Depression entwickeln. Immerhin wird geschätzt, daß bis zu 20 bis 25% der Patientinnen und Patienten mit bestimmten organischen Krankheiten eine Depression als Folge entwickeln.

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Dysthyme Störung

Klinisch relevante depressive Zustände können aber nicht nur in Form einer Major Depression, sondern auch als Dysthyme Störung vorliegen. Diese Störung zeichnet sich durch einen mindestens zweijährigen kontinuierlichen Verlauf aus, bei dem der Betroffene maximal 2 Monate ohne depressive Symptome erlebt hat. Der Schweregrad einer Dysthymie ist geringer als derjenige einer Major Depression: Es gibt keinen Verlust an Interesse oder Freude, keinen Gewichtsverlust (außer durch geplante Diäten) und keine Gewichtszunahme, keine psychomotorische Unruhe und Verlangsamung und auch keine immer wieder auftretenden Gedanken an den Tod sowie keine Suizidversuche. Stattdessen treten mindestens 2 der folgenden 6 Beschwerden auf:

  1. Appetitlosigkeit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen
  2. Schlaflosigkeit oder übermäßiges Schlafbedürfnis
  3. Energiemangel oder Erschöpfung
  4. geringes Selbstwertgefühl
  5. Konzentrationsstörungen oder Entscheidungserschwernis,
  6. Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

Bei der Dysthymie handelt es sich also nicht um eine chronische Depression, da während der Dysthymie mindestens 2 Jahre lang nicht alle Symptome einer Major Depression vorhanden sind. Major Depression und Dysthymie können aber trotzdem gemeinsam bei einer Person vorkommen (doppelte Depression). Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn bei der Person mindestens 2 Jahre lang eine Dysthyme Störung vorlag und dann Episoden einer Major Depression auftreten, ohne daß die Dysthymie abgeklungen ist.

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Ratgeber für Patienten und Angehörige

Helmchen, H., Rafaelsen, O. J. & Bauer, M. (2001). Depression, Melancholie, Manie. Ein Buch für Kranke und Angehörige. Stuttgart: Trias. ISBN: 3893736352.

Luderer, H.-J. (1998). Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Depression und Manie. Wege zurück in ein normales Leben. Stuttgart: Trias. ISBN: 3893732594

Wittchen, H.-U. & Vossen, A. (1995). Hexal-Ratgeber Depression. Wege aus der Krankheit. Basel: Karger. ISBN: 3805562144

Wittchen, H.-U. (1997). Wenn Traurigkeit krank macht . Mosaik. ISBN: 357610769X

Wolfersdorf, M. (2001). Depression. Verstehen und Bewältigen. Berlin: Julius Springer. ISBN: 3540427899

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