Übersicht Symptome Verlauf Vermutete Ursachen Therapie Symptome Menschen mit Generalisierter Angststörung (GAS) haben mindestens 6 Monate lang von ihnen nicht kontrollierbare Ängste und Sorgen hinsichtlich einer Vielzahl von Ereignissen und Tätigkeiten wie z.B. im Bereich des Arbeitslebens (z.B. Arbeitsplatzverlust), bzgl. der finanziellen Situation, der Gesundheit von Angehörigen oder auch geringfügigen
Bestandteilen des Alltagslebens (z.B. den Abwasch, kleine Verspätungen bei Verabredungen). Die Sorgen sind der tatsächlichen Lebenssituation unangemessen und übertrieben. Häufig machen sich die betroffenen Personen ständig Gedanken und grübeln über als von ihnen als bedrohlich erlebte Ereignisse. Mit diesen Sorgen gehen typischerweise mehrere körperliche und psychische Beschwerden einher wie Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Muskelspannung und
Schlafstörungen, von denen aber nicht alle auftreten müssen. Unerwartete Panikattacken sind für diese Störung nicht kennzeichnend, es können aber bei manchen betroffenen Personen auch solche Symptome wie Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Herzrasen, Kurzatmigkeit und Schwindelgefühle auftreten. Die Generalisierte Angststörung (GAS) ist eine relativ junge Störungskategorie, über die eine relative Unsicherheit über die Zuordnung in den Bereich der Angststörungen herrscht. Manche Experten vermuten,
daß es sich bei der GAS um eine Sonderform der Depression handeln könnte. Dafür spricht, daß depressive Symptome bei Menschen mit GAS häufig vorkommen und auch Major Depression oder Dysthyme Störung neben einer GAS diagnostiziert werden. Daneben weisen Personen mit GAS häufiger andere Angststörungen wie z.B. Soziale Phobie, Spezifische Phobie und Panikstörung auf oder auch Störungen aufgrund des Mißbrauchs und der Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten (besonders Psychopharmaka wie
Beruhigungsmittel und Angstlöser). Bei 80% bis 90% der Patienten tritt die GAS im Verbund mit anderen psychischen Störungen auf. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres eine GAS zu entwickeln, liegt in der Allgemeinbevölkerung bei ca. 3%, innerhalb des gesamten Lebens bei ca. 5%. Die Störung tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Das Verhältnis liegt bei ca. 2:1. nach obenVerlauf Viele Personen mit GAS berichten, daß sie bereits ihr gesamtes bisheriges Leben lang ängstlich waren und sich häufig Sorgen gemacht haben. Mehr als 50% entwickelten die Störung in der Kindheit oder Adoleszenz, auch wenn ein Ersterkrankungsalter über 20 Jahren nicht selten ist. GAS beginnt für die Betroffenen oft plötzlich und ohne erkennbare Ursachen oder Auslöser. Der Verlauf der Störung ist gewöhnlich chronisch und
dabei sich langsam verschlechternd. Der Schweregrad variiert jedoch mit der Zeit und erhöht sich in Belastungssituationen. Unbehandelt remittiert die Störung nur in ca. 10% der Fälle. nach obenVermutete Ursachen Die Frage nach den wahrscheinlichen Ursachen kann bei der GAS viel weniger sicher beantwortet als bei anderen Störungen. Turowsky und Barlow (1996)
haben aufgrund der bisher bestehenden Theorien ein umfassendes Modell der GAS vorgestellt. Sie gehen von einer biologisch verursachten Anfälligkeit für die Störung aus, die durch Funktionsauffälligkeiten in Neurotransmittersystemen des Gehirns gekennzeichnet ist. Durch längerandauernde und / oder kontinuierliche negative Lebensereignisse und Streß soll es zu einer psychologischen Anfälligkeit in Form negativer Erwartungen an das Leben kommen, die häufig einen Prozeß der Besorgnis auslöst.
Dieser Prozeß beinhaltet das Unterdrücken bildhafter Vorstellungen, eine Einschränkung vegetativer Reaktionen und eine intensive kognitive Verarbeitung von Lebensereignissen. Im Zusammenspiel mit mangelnden Problemlösefertigkeiten soll der Prozeß der Besorgnis die Generalisierte Angststörung ausmachen. nach obenTherapie Die Behandlung erfolgt heute sowohl psychotherapeutisch als auch medikamentös. Unter den Psychotherapien scheinen kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden
bei der GAS am erfolgversprechendsten zu sein. Bis in die 90er Jahre hinein wurden jedoch relativ unmodifiziert Therapiestrategien, die bei anderen Angststörungen angemessen sind, auf die GAS übertragen, was nur zu relativ geringen Therapieerfolgen führte. Als eine mögliche Ursache dafür vermutet man, daß der für die GAS typische Aspekt des Sorgenmachens vernachlässigt worden war. Seit den 90er Jahren gibt es jedoch speziell darauf ausgerichtete kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapieangebote, z.B. von O´Leary und Brown (1993), Turowsky und Barlow (1996) sowie in Deutschland von Wittchen, Schuster und Vossen (1997). In diesen neuen Therapiekonzepten wird die Behandlung der GAS auf 4 Ebenen verfolgt:
1. Information und Selbstbeobachtung:
Wie bei der Panikstörung werden die Patienten darüber informiert, was Angst und was eine GAS ist und welche Rolle die ständigen Sorgen bei ihr spielen. In Übungen zur Selbstbeoachtungen erlernen sie, daß ihre Sorgen und körperlichen Beschwerden nicht zufällig auftreten, sondern von welchen Bedingungen sie abhängen. Diese Erkenntnisse fließen in ein individuelles Bedingungsmodell ein, das Grundlage für die Anwendung der verhaltenstherapeutischen Interventionstechniken wird. 2.
Entspannungstraining: Um den Patienten wirksamere Methoden der Bewältigung mit den Angstsymptomen an die Hand zu geben, lernen sie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sowie in einem Diskriminationstraining, sensibler Anspannung hinweisende körperliche Anzeichen wahrzunehmen. 3. Kognitive Therapie: Auf der dritten Ebene erfolgt eine Kognitive Therapie nach Beck, bei der es darum geht, die
dysfunktionalen Annahmen der Patienten zu identifizieren und sie zu ändern. Die Änderung soll durch Hilfe beim Erkennen sogenannter automatischer Gedanken (die ständigen Sorgen), durch Beobachtung und durch Überprüfung "fehlerhafter" Denkweisen zustande kommen. Je klarer der Patient erkennt, daß seine automatischen Gedanken und zugrundeliegenden Annahmen unzutreffend sind, desto weniger soll er dazu neigen, Gefahr zu sehen, wo keine ist, so daß die Angst nicht oder jedenfalls
abgeschwächt auftritt. Speziell für die Behandlung der GAS wird dieses Verfahren durch Konfrontationen mit den typischen Sorgen des Patienten ergänzt, die nach Turowsky und Barlow (1996) v.a. graduell von wenig Angst auslösenden Sorgen bis hin zu starke Angst auslösende Sorgen durchgeführt werden sollten. 4. Beendigung von Vermeidungsverhalten:
Wie bei anderen Angststörungen wird versucht, die Strategien des Patienten zur Vermeidung von Angst auslösenden Verhaltensweisen oder Gedanken zu beenden. Auch für diese Komponente der Therapie wird ein graduelles Vorgehen empfohlen. Einige Therapiestudien zeigten, daß es mit Hilfe der vorgestellten Therapieverfahren am ehesten gelingen kann, die Angst von Patienten mit Generalisierter Angststörung auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und daß dieser Ansatz unter den verschiedenen
Therapieansätzen (der Vergleich fand mit Gesprächspsychotherapie, Angstmanagement und analytischer Kurzzeittherapie statt) der wirksamste zu sein scheint. Neben der hier vorgestellten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapie scheint auch das Angstmanagement, bei dem es sich um eine Modifikation des Streßmanagementtrainings handelt, angemessen zu sein. Unter bestimmten Bedingungen wie z.B. einer akuten Verschlechterung der Symptomatik oder dem gleichzeitigen Vorliegen einer Depression
scheint auch der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung der GAS sinnvoll zu sein, u.a. Antidepressiva (u.a. Venlafaxin, TrevilorR). Über die Wirkung von Psychotherapie im Vergleich zu Medikamenten ist noch zu wenig bekannt, als daß darüber Aussagen gemacht werden könnten. nach obenWichtiger Hinweis:
Die Angaben zu Art, Dosierung und Häufigkeit der Medikation entstammen medizinischer und psychologischer Fachliteratur. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit der Angaben wird nicht übernommen. Alle Angaben sind eigenständig zu überprüfen. Die Gabe dieser Medikamente ist nur Ärzten gestattet. Siehe auch den Haftungsausschluß. |