Die Hull-Spence-Theorie
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Nach Hulls Tod übernahm sein Schüler Kenneth W. Spence die Weiterentwicklung der systematischen Verhaltenstheorie. Spence, der an der Universität von Iowa forschte und lehrte, ließ sich jedoch stärker als Hull von experimentellen Befunden leiten. Schon während Hulls Lebzeiten hatte dieser in Yale v.a. die theoretische Arbeit übernommen, während Spence und seine Mitarbeiter in Iowa die empirische Arbeit leisteten. Spences Experimente in Bezug auf den Effekt der Verstärkergröße auf das Verhalten, besonders im Kontext des Crespi-Effekts, zeigten, daß das von Crespi berichtete “Überschießen” nach Vergrößerung der Verstärkermenge sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, daß in den vorangegangenen Versuchsdurchgängen die Geschwindigkeit der Ratten noch nicht ihr Maximum erreicht hatte, so daß das beobachtete Niveau nicht als Vergleichspunkt gewählt werden sollte. Trotzdem blieben die Fragen offen, warum die Verstärkerrate und ihr maximales Niveau für größere Verstärkermengen größer sind als für kleinere Verstärkermengen, warum sich die Geschwindigkeiten der Ratten bei einer Veränderung der Verstärkermengen so stark änderten und warum der Depressions-Effekt auftrat, d.h. warum die Geschwindigkeit der ersten Gruppe unter die Geschwindigkeit der zweiten Gruppe fiel. In seinem Buch “Behavior Theory and Conditioning” kam Spence (1956) zur Erklärung dieser Phänomene auf Hulls frühes Konzept der antizipierten Zielreaktionen zurück. Er argumentierte, daß Verstärkungslernen immer Elemente der Klassischen Konditionierung enthalte und unterschiedliche Verstärker unterschiedliche antizipierte Zielreaktionen nach sich ziehen. Entscheidend war für Spence nun, daß der von Hull als eigenständiger Faktor postulierte “AnreizK quantitativ die Assoziationsstärke der antizipierten Zielreaktionen und der ihnen nachfolgenden propriozeptiven Feedbackstimulation sg wiederspiegelte. Diese Position zeigte, daß die Habitstärke allein auf der Anzahl der S-R-Assoziationen beruhen solle, während die motivationalen Aspekte dieser sogenannten Hull-Spence-Theorie vollständig durch den Antrieb D und den Anreiz K repräsentiert wurden. Aufgrund von experimentellen Befunden und der theoretischen Ähnlichkeiten der beiden Konstrukte D und K modifizierte Spence die Hullsche Verhaltensformel, indem er die multiplikative Verknüpfung beider durch eine additive ersetzte: E = H x (D + K) [Anmerkung: Spence gab den Gebrauch von Indizes für das exzitatorische Potential und die Habitstärke auf].

Den Depressions-Effekt aus Crespis Experiment erklärte Spence durch eine emotionale Reaktion auf die Herabsetzung der Verstärkermenge, die er “Frustration” nannte und als hemmend ansah. Eine detaillierte Ausarbeitung dieses Ansatzes blieb allerdings seinem Schüler Abram Amsel vorbehalten und ist heute als Frustrationstheorie bekannt.


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