Neobehaviorismus
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Der Klassische Behaviorismus hatte Ende der 20er / Anfang der 30er Jahre bedeutend an Anziehungskraft verloren, weil seine Antworten auf Forschungsprobleme als zu simpel und seine Versprechungen als in naher Zukunft nicht einlösbar empfunden wurden. Zur Erklärung menschlichen Verhaltens schienen einfache Reiz-Reaktions-Verbindungen nicht ausreichend zu sein. Eine Erneuerung des Behaviorismus ging jedoch von der Yale-Universität aus, an der Clark L. Hull eine Form des Behaviorismus entwickelte, in der hypothetische Konstrukte die Lücken in der Erklärung des Verhaltens schließen sollten, die der Klassische Behaviorismus nicht zu schließen imstande gewesen war. Da dieser Hullsche Neobehaviorismus Verhalten als passive Abfolge von Reiz-Reaktions-Verbindungen ansah, wird Hulls psychologische Theorie als eine S-R-Theorie (S: stimulus, R: response) bezeichnet. Aufgrund ihrer in der Psychologiegeschichte einmaligen systematischen Konzeption wird sie als systematische Verhaltenstheorie bezeichnet.

Ein anderer neobehavioristischer Ansatz wurde von Edward C. Tolman entwickelt. Dieser sah Verhalten nicht als eine Folge von Reiz-Reaktions-Verbindungen an, die ein Organismus passiv über Verstärkungen gelernt hatte, sondern als eine auf Ziele gerichtete Funktion von organismusinternen Faktoren wie Bedürfnissen, Überzeugungen, Werten und Wahrnehmungsbereitschaften. Eine wichtige Konzeption stellten z.B. instrumentelle Reiz-Reiz-Verbindungen dar, die aufgrund einer gegenwärtigen Situation gebildete Erwartungen darstellen, daß bestimmte Verhaltensweisen zum Erreichen von Zielen führen. Räumliche Reiz-Reiz-Verbindungen wurden als in kognitiven Landkarten zusammengefaßt angesehen. Für Tolman ist das Verhalten eines Organismus eine auf Einsicht in bestimmte Umweltzusammenhänge beruhende Aktion, um Ziele zu erreichen (zielgerichteter Behaviorismus). Da Reiz-Reiz-Verbindungen für Tolmans Ansatz von grundlegender Bedeutung sind, spricht man auch von einer S-S-Theorie. Die Nähe dieses Ansatzes zu kognitiven Theorien rechtfertigt seine Bezeichnung als “kognitiver Behaviorismus”.


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