| Neal Elgar Miller wurde am 3. August 1909 in Milwaukee, Wisconsin geboren und wuchs im Bundesstaat Washington auf, wo sein Vater Irving Miller das Institut für Bildung und Psychologie des
Western Washington State College leitete. Von der Universität von Washington erhielt er 1931 einen B.S. und im darauffolgenden Jahr einen M.S. von der Stanford Universität. Anschließend ging er an die Yale Universität, wo er seine Dissertation über die Konzepte der "Verdrängung" und "Hemmung" von Freud bzw. Pawlow schrieb und 1935 seine Promotion zum Ph.D. abschloß. 1935/36 studierte er Psychoanalyse bei Anna Freud in Wien und unterzog sich einer Analyse bei Heinz
Hartmann. 1936 kehrte er nach Yale zurück und nahm eine wissenschaftliche Stelle an. Er wurde ein Schüler von Clark L. Hull
und arbeitete eng mit anderen Mitgliedern der sogenannten Yale-Gruppe zusammen, so mit John Dollard und O. H. Mowrer. Zusammen veröffentlichte diese Gruppe 1939 ihre berühmte Hypothese über den Zusammenhang zwischen Frustration und Aggression. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt war die Arbeit an einer lerntheoretischen Fundierung Freudscher Hypothesen, auf der zwei Bücher basieren, die Miller zusammen mit Dollard schrieb: "Social Learning and Imitation"
(1941) und "Personality and Psychotherapy"
(1950). 1952 wurde Miller als Nachfolger von Hull der James Rowland Angell Professor für Psychologie an der Yale Universität. 1958 wurde er in die National Academy of Science gewählt und erhielt 1959 den Distinguished Scientific Contribution Award der American Psychological Association. Für die Jahre 1960-61 war er Präsident dieser Organisation und wurde im darauffolgenden Jahr zum Fellow der American Academy of Arts und Sciences gewählt. Im Jahr 1964 erhielt Miller die National Medal of Science von Präsident Lyndon B. Johnson, wechselte 1966 als Professor an die Rockefeller Universität und stand der Society of Neuroscience in den Jahren 1971-72 vor. 1975 erhielt Miller den Gold Medal Award der American Psychological Foundation. Seine Emeritierung im Jahr 1981 stellte keine Unterbrechung seines wissenschaftlichen Engagement dar und so wurde er 1985 Research Affiliate der Yale Universität. 1991 zeichnete die APA ihn mit dem Preis “Outstanding Lifetime Contributions to Psychology” aus und ihr Ausschuß für Wissenschaftliche Angelegenheiten beschloß 1993, eine Neal Miller Vorlesung auf der jährlichen APA Convention abzuhalten, die den Gebieten Neurowissenschaft und Tierforschung gewidmet ist. Die erste Vorlesung hielt Miller 1994 im Alter von 85 Jahren selbst. Am 4. November 2000 erhielt er den Milleniumspreis für neurowissenschaftliche Bildung der
Association of Neuroscience Departments and Programs. Millers Arbeiten zu sekundären Trieben veranlaßten ihn, neurophysiologische Techniken wie elektrische und chemische Hirnstimulation einzusetzen. Damit und mit seiner neobehavioristischen Einstellung, welche die Aufstellung von Theorien mit hypothetischen Konstrukten erlaubte, wurde er zum Wegbereiter für die kognitiven Neurowissenschaften
. Ebenfalls war er einer der Wegbereiter der Verhaltensmedizin, zu deren Biofeedback-Methode
er maßgebliche Beiträge lieferte. Diese Methode beruht auf den Befunden, die er und sein Labor in den Jahren 1966 bis 1974 an curarisierten Ratten gewannen und die darauf hinwiesen, daß Reaktionen des vegetativen Nervensystems durch operante Konditionierung in einem gewissem Maße beeinflußbar waren. Obwohl Miller diesem Thema 20 Fachartikel widmete, an seinem Labor Experimente an 2.040 Ratten durchgeführt wurden und auch andere Forschungsgruppen Replikationen seiner Befunde lieferten, hielt Miller die Frage der operanten Konditionierung vegetativer Funktionen weiterhin für eine offene Frage, so groß war sein Anspruch hinsichtlich wissenschaftlicher Sicherheit.
In den Jahrzehnten seiner Lehrtätigkeit bildete Neal Miller ca. 200 Doktoranden aus, darunter Gordon Bower, Bruce McEwen und Ted Coons, den Lehrer von Leslie Ungerleider.Am 23. März 2002 verstarb Neal E. Miller . |