Die Diskussion mit McDougall
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1929 kam es zu einer Diskussion mit Prof. William McDougall, einem vehementen Gegner des Behaviorismus, in der Watson seine Vorstellungen und seine Erklärungsansätze des Verhaltens wiederholte und präzisierte:

Gegenstand einer behavioristischen Psychologie ist für Watson (1929) wiederum das, was beobachtbar ist und dies identifiziert er als Verhalten. Verhalten sei alles, was ein Organismus tut oder sagt, so daß also auch Sprechen unter den Verhaltensbegriff falle. Seiner Meinung nach erklären Behavioristen Verhalten durch Konzepte wie Reize (stimuli) und Reaktionen (responses). Als Reiz wird jedes Objekt in der allgemeinen Umwelt oder jede Veränderung im physiologischen Zustand des Organismus betrachtet, als Reaktion ein System von organisierter Aktivität, das bei jeder Tierart beobachtet werden kann. Als Beispiele dafür, was er als Reaktionen beim Menschen ansah, nannte Watson unter anderem “einen Wolkenkratzer bauen”, “Pläne schmieden”, “Kinder bekommen” und “Bücher schreiben”.

Die Erklärungsansätze Watsonscher Psychologie basieren auf Reflexen. Watson (1929) nahm an, daß bei Geburt eine Reihe von phylogenetischen, embryologischen Basisreaktionen („Reflexe”) existieren. Durch den Prozeß der Konditionierung werden im Laufe des Lebens viele neue Reaktionen erlernt.

Was versteht Watson (1929) unter Konditionierung?

Er führt an, daß bei Geburt Säuglinge unkonditionierte Reaktionen (UR) zeigen, die ohne Training durch unkonditionierte Reize (US) ausgelöst werden können. Möglicherweise sind diese Reiz-Reaktions-Verbindungen (S-R-Assoziationen) zwar während der Schwangerschaft vom Säugling gelernt worden, aber für Watson ist entscheidend, daß UR Reaktionen darstellen, die seit der Geburt auftreten, ohne daß sie postnatal gelernt worden sind. Konditionierung kommt nach Watson dann zustande, wenn durch gemeinsames zeitliches und räumliches Auftreten (Kontiguität) des unkonditionierten Reizes und anderer Reize irgendwann diese anderen Reize ebenfalls die Reaktion auslösen können, die vorher nur der US auslösen konnte. Durch diesen Vorgang können auch einzelne Reize, die gleichzeitig mit unkonditionierten Reizen präsentiert wurden, unkonditionierte Reaktionen in Abwesenheit des US auslösen. Außerdem nahm Watson an, daß sich auf diese Weise Habits (Gewohnheiten), d.h. komplexe Verhaltensweisen, entwickeln können.

Watson (1929) legte als behavioristisches Forschungsprogramm fest:

Es sollte ein Überblick über die Aktivität des Neugeborenen und die Anzahl von unkonditionierten Reizen und Reaktionen gewonnen werden, aber nicht zur Klassifikation, sondern weil diese Reaktionen aus seiner Sicht das Rohmaterial dessen darstellen, aus dem das menschliche Verhalten im Laufe des Lebens aufgebaut wird. Konditionierungsprozesse setzen ab Geburt auf Grundlage der elementaren US-UR-Beziehungen ein, was experimentell nachvollzogen werden sollte. Allerdings können konditionierte Reaktionen auch wegkonditioniert werden.

Gegen die Kritik, daß Behavioristen vor manchen Fragen zurückscheuen, weil sie keine Antworten darauf finden, argumentierte Watson (1929), daß der behavioristische Ansatz auch solche Fragen wie z.B. der nach dem Denken behandeln kann. Für einen Behavioristen ist Denken genauso Verhalten, eine motorische Organisation, wie Tennisspielen oder Golf spielen oder jede andere Form der muskulären Aktivität. Denken kommt nach Watson (1929) durch die gleichen Muskelaktivitäten zustande wie Sprechen. Denken sei Sprechen, nur daß es mit verdeckter Muskelaktivität geschehe. Als Beispiel führte Watson (1929) das Mit-sich-selbst-Sprechen von Kleinkindern an, die mit ihrem Spielzeug sprechen und dies nur unterlassen würden, wenn Erwachsene sie lehren, es nicht mehr laut zu tun.

Denken kommt nach Watson (1929) aber nicht nur durch verdeckte verbale Aktivität, sondern auch durch implizite manuelle und durch implizite (manchmal auch offene) viszerale Organisation zustande. Wenn diese Arten dominieren, finde Denken ohne Worte statt. Worte werden als konditionierte Reize gesehen, die für die Welt der Objekte und Handlungen stehen. Denken sei ein Mittel, um die Welt der Objekte zu manipulieren, wenn die Objekte den Sinnen nicht zugänglich seien.

Literaturempfehlung:

Watson, J. B. & MacDougall, W. (1929). The battle of behaviorism: An exposition and an exposure. London, New York.


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